Unter Freunden in der Romagna

Bild: Verein

Das Foyer des Hotels füllt sich an jenem Abend und wer von den italienischen Freunden nicht beim gemeinsamen Essen teilnehmen kann, kommt, um sich zu verabschieden. Doch es bleiben viele, denn es ist der Abschlussabend einer fünftägigen Reise des Freundeskreises Zwingenberg-Brisighella in die Partnerstadt.

 

Nahezu 40 Teilnehmer verbrachten Ende April abwechslungsreiche Tage in der Emilia-Romagna. Sie besuchten die wenige Kilometer von Brisighella entfernte Stadt Cesena, einem Kleinod an den Ausläufern des Apennins. Beherbergt die Stadt doch die älteste öffentliche Bibliothek Italiens, ja eigentlich Europas. Eröffnet wurde sie 1452 und blieb bis heute im Kern unverändert. So gibt es keine Heizung und der dreischiffige Raum wird lediglich vom Tageslicht erhellt. An der rechten und linken Wand erstrecken sich Holzpulte, unter denen jeweils Bücher verwahrt sind. Sie sind angekettet, um sie zu schützen und die Ordnung zu wahren. „Der Ort wirkt ehrwürdig, fast sakral“, meint eine Besucherin.

 

Daneben erkundeten die Mitreisenden unter Führung von Vorstandsmitglied Alexandra Bertram die Altstadt mit ihren vielen Palazzi, Plätzen und Gassen.

 

Alle Bilder: Reiseteilnehmer

Die anschließende Tour in das ehemalige Fischerdorf Cesenatico an der Adria, wo die Gruppe sich eigentlich den antiken Hafen ansehen wollte, fiel wegen starken Regens buchstäblich ins Wasser. Doch was wäre Italien ohne die Flexibilität seiner Einwohner: Obwohl an dem Tag das Schifffahrtsmuseum nur für Schulklassen mit Voranmeldung geöffnet war, ermöglichten die Mitarbeiter des Museums den Zugang. Die Gruppe konnte dort verweilen, Einblick in die traditionelle Seefahrt der Adria erhalten sowie die archäologischen Funde der Umgebung entdecken.

 

Tags darauf besichtigten die Teilnehmer Imola, jene Stadt, die vor allem für das Formel-1-Rennen bekannt ist. Was lag da näher, die Rennstrecke mit dem Bus zu umrunden, einen Stopp bei der Boxengasse sowie dem Kontrollraum einzulegen und dem Rennfahrer Ayrton Senna da Silva zu gedenken. Der brasilianische Automobilrennfahrer und Ikone der Formel 1 starb vor 30 Jahren beim Großen Preis von San Marino in Imola. Noch heute erinnert ein Denkmal an ihn und Fahnen, von Fans angebracht, wehen gegenüber der Unglücksstelle im Wind.

 

Die Rennstrecke liegt unweit von der Altstadt Imolas entfernt und so schlenderte die Gruppe nach ihrem Besuch des Autodromos durch die mittelalterlichen Gassen, besichtigte die städtische Bibliothek mit ihrer Aula aus dem 18. Jh. sowie die historische Apotheke von 1794.

 

Gänzlich anderer Art und Abseits von Kultur und Historie bereiteten die italienischen Freunde den Gästen einen unvergesslichen Tag im Parco Carnè mit seiner Kreideader, die seit dem vergangenem Jahr UNESCO Welterbe ist. Einige Teilnehmer kannten den Naturpark schon, aber die Entstehung und Besonderheiten der Gegend dürften nicht jedem bekannt gewesen sein. Vor einer spektakulären Kulisse mit Gipskristallen in Schwalbenschwanzform lauschte die Gruppe dem Geologen Marco Sami wie es zur Verkarstung der Landschaft kam, welche Fossilien in den Lehm- und Gipsschichten gefunden worden sind und schauten begeisternd zu, wie Rancher Ivano aus den durchsichtigen Kristallen hauchdünne Platten spaltete. „Das gelingt nicht immer“, erklärt er und erhält Applaus nachdem er beide Platten begeistert in die Höhe hält.

 

 

Doch auch Brisighella kam nicht zu kurz. Wer wollte konnte den 25. April, den Tag, an dem jährlich die Befreiung Italiens von Faschismus und Nationalsozialismus gefeiert wird, individuell gestalten, Freunde treffen oder das Angebot des Freundeskreises nutzen. So schlenderten einige Interessierte den berühmten Eselsweg entlang, besichtigten eine der dortigen Wohnungen und nahmen an der Führung von Pieve del Tho, einer frühromanischen Kirche, teil.

 

Bei so viel Theorie, Natur und Kultur durfte der kulinarische Genuss nicht fehlen. Ob die Weinprobe mit typischen Produkten der Romagna bei einem Winzer in der Nähe von Imola, der reichliche Imbiss im Naturpark Carnè inmitten der Karstlandschaft oder das umfangreiche Fischessen am Abschlussabend im Hotel – die Teilnehmer kosteten die Vielfalt der romangnolischen Küche. Es war naheliegend, dass am letzten Abend der Reise die Freundschaft sowie Verbundenheit beider Partnerstädte bekräftigt wurde. Vor allem auch die Rede von Michael Gerhards, die von Ruth Pfeffer live übersetzt wurde, erhielt begeisternden Beifall (siehe PDF: Rede 2024 am Seitenende). Cesare Sangiorgi, ehemaliger Bürgermeister von Brisighella, Ugo Foghieri, ehemaliger Leiter des Verschwisterungskomitees, und Petra Miraglia, Vorsitzende des Freundeskreises, versicherten, sich noch dieses Jahr wiederzusehen.

 

Das wird spätestens Ende August sein, wenn sich die Freunde zum europäischen Picknick treffen, das anässlich des 750-Jahr-Jubiläums von Zwingenberg begangen wird. Und wer bis dahin nicht warten kann, kann gerne zum Nachtreffen der Reise am 14. Juni kommen. Weitere Informationen gibt es unter der Rubrik Termine.

Autorin: A. Bertram

Rede beim Abschiedsessen am 26. April 2024
Rede2024.pdf
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